Ungerecht

ist das Leben ja nun auch gerne mal. Das hat sich gerade wieder gezeigt. Carlas Mutter ist gestorben. Montagmorgens einen Schlaganfall gehabt und 6 Tage später gestorben. Jetzt am 17. wäre sie 79 geworden. Für Portugiesen ist das keine alte Person. Und wenn ich unsere Nachbarn hier, alle über 80 oder schon 90 betrachte, haben sie ja recht damit. Dazu sind das zumindest bei Carla echte Familienmenschen. Jeden Sonntag wurde zusammen gegessen und da waren auch nicht nur Kinder und Enkel. Die Mutter hat 3 Töchter bekommen, Carla ist die Jüngste. Eine Schwester hat keine Kinder, die andere hat 3 bekommen und ist dann abgehauen. So hat Carlas Mutter auch noch diese 3 Kinder, also Enkel, aufgezogen. 

Letztes Jahr im Oktober hat Carlas Schwester, also die ohne Kinder, mit einem Rubbellos 500.000 Euro gewonnen. Sie arbeitet in einem kleinen Ärztezentrum am Empfang. Von jedem Gewinn ab 5000 Euro gehen 20 % an den Staat. Das ist echt ne Frechheit. Aber ok, nach dem ersten Schock und als die Ungläubigkeit verflogen und der Gewinn auch bestätigt war, was hat sie mit dem Geld gemacht? Sie hat ein Haus gekauft. Für ihre Mutter und Carla. Damit sie zusammen wohnen und keine Miete mehr zahlen müssen. Die Töchter haben die Miete für Mutter bezahlt, weil ihr Geld nicht reichte. Wie selbstlos ist das alles bitte? Sie selbst wohnt in einem Appartement, dass auch mittlerweile abgezahlt ist und will da auch nicht ausziehen. Und so war die Überraschung am Geburtstag am 17. Dezember 2023 der Mutter den Schüssel zum Haus zu übergeben. Hammer oder? Leider leider hat sie nun kein ganzes Jahr von diesem Haus etwas gehabt. 

Gestern waren wir zur Beerdigung. Das geht hier ja alles sehr sehr schnell. Samstag gestorben, Sonntag beerdigt. Obwohl es die dritte Beerdigung für mich hier war und die zweite, bei der wir auch mit zum Grab gegangen sind, ist das anders als in Deutschland. Direkt am Grabplatz wird der Sarg noch geöffnet und die Angehörigen können sich nochmal verabschieden. Dann bekommt der/die Tote ein Tuch über das Gesicht gelegt, Deckel zu, in die Grube und die Sargträger und in die Grube Reinsetzer fangen sofort an den Sand über den Sarg zu schippen. Einer holt dann schon die Blumen aus der Kapelle, wo vorher der Pfarrer noch gesprochen hat und die Menschenmenge löst sich dann auch langsam auf. Ich fand es etwas unpassend, dass eben diese 4 Männer alle so normale und mindestens die ganze Woche schon getragene Arbeitsklamotten anhatten. Aber hier stört es niemanden.

Ich weiss nicht, ob sie die sonntägliche Tradition nun fortsetzen. Viele Menschen haben dieser Frau viel zu verdanken. Aber wie das oft so ist, sind es die alten Leute, die die Familien so zusammenhalten. Das ist jedenfalls alles sehr sehr traurig gewesen. Ungerecht, weil falsche Person die da abberufen wurde. So oft waren sie nach Fatima, dem heiligen Ort, um Kerzen anzuzünden und dann passiert sowas? Komm schon Lord Dschiesess, da hast du irgendwas verwechselt. Keine Ahnung wie das wieder hinzubiegen ist, aber ich bin damit nicht einverstanden. Ich möchte Carla und ihre Schwester nicht so traurig sehen. Das sind welche von den Guten. Fehler im System. 

Heute kein Sonst noch.